Traditionelle Weingüter

Die Klassiker

Diese Weingüter haben oft eine sehr lange Tradition und sind seit zahlreichen Generationen in Familienbesitz. Hier wird mit Nachsicht gearbeitet und mehrheitlich das Ziel verfolgt die weinbauliche Tradition der Region zu erhalten und damit auch Weinstile zu produzieren, die einerseits manchmal als „varaltet“ angesehen werden, andererseits aber sehr geschätzt werden und Trends und Geschmacksverirrungen überstehen. Ich bin ein großer Freund zeitloser, traditioneller Weine und ich glaube wir alle können uns freuen, dass dies Bestand hat und uns eine tolle Vielfalt bietet.

Was ist denn eigentlich ein klassischer Wein?

Sicher nicht das, was die Römer damals getrunken haben, und auch nicht das, was unsere Ur-Großväter im Glas hatten! Gemeint ist vor allem der Weintyp, den es - sagen wir mal so ab Mitte des 20. Jahrhunderts - gab und für eine bestimmte Region typisch ist. Da ist die Rede von Chianti, Barolo, Rioja, Burgunder, Mosel-Riesling und zahlreiche andere, die allesamt einen - für Weinkenner - erkennbaren Stil haben. Meist ziemlich trocken, geprägt von der Rebsorte und die Art & Weise wie diese traditionell gemacht wurden. Der Charakter dieser Weine ist oft zurückhaltend und unaufdringlich. Feine, vielfältige aber stör-empfindliche Aromen prägen diese Weine. Sie sind trinkig, bekömmlich, klar und ehrlich.

Leider sind diese Weine vermehrt in der Defensive. Die Menschheit hat es nun mal geschafft, in den letzen paar Jahrzehnten - vermehrt in der westlichen Welt - den allgemeinen Geschmack derart zu beeinflussen, daß die klassischen Weine deutlich an Nachfrage verlieren. Fastfood, Geschmacksverstärker, künstliche Aromen, Zucker… ich glaube ich muss hier nicht weiter ausholen, verderben die feine Wahrnehmung des Gaumens - und zwar nachhaltig. Dadurch benötigt der Geschmack immer größere Anreize, um eine gewissen Befriedigung zu erlangen. Da kommen dann die gestylten, mit allen önologischen tricks versehenen, extrem fruchtigen und aufdringlichen Weine ins Spiel. Nein, diese sind nicht per se alle schlecht. Sie bringen Abwechslung ins Spiel und sie bringen auch neue Weintrinker hervor. Je nach Situation sind diese Fruchtbomben auch angebracht. Sie sind aber definitiv nicht das, was ein Wein authentisch und echt macht. Sie sind für den strapazierten Gaumen, angepasst, gesüsst und geglättet. Und sie sind vor allem austauschbar. Bei mir persönlich sind diese Weine auch sättigend, nach einem Glas habe ich sprichwörtlich die Nase voll.

Wer sich auf eine geschmackliche Reise einlässt, offen für Feinheiten und regionale Unterschiede, authentischen und unverfälschten Geschmack ist, der findet bei den Klassikern diese Weine. Sie sind wie sie sind, wollen nicht unbedingt jedem schmecken, passen sich aber der regionalen Küche bestens an und haben eine eigene Persönlichkeit.

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